Körperliche Aktivierung im Frühling

Das Erwachen aus dem langen Winterschlaf

Wer einen Garten sein Eigen nennen darf oder ausdauernde Kräuter in seinem Balkonkasten zur eigenen Versorgung beherbergt, der kann es in jedem Jahr, etwa im März, spüren. Die Natur erwacht und setzte neue Kräfte und Energien frei. Es beginnen sich an den Bäumen und Sträuchern erste zarte Knospen auszubilden, und ein frisches Grün ersetzt langsam das triste Grau und Braun des Laubes aus dem vergangenen Jahr. 

Auch die Schneeglöckchen in den Parks schieben ihre Köpfe durch das Erdreich und beginnen zu blühen.

Optisch und auditiv, mit der Wahrnehmung von Geräuschen, wandelt sich unser Umfeld von absoluter Stille und dem Verharren im Winter allmählich in ein geschäftiges Treiben und geht in die Vorbereitung auf eine intensive Phase des Blühen und Gedeihen während des Sommers. Mit allen Sinnen können wir nun die Aktivierung der Natur wahrnehmen, denn auch die Luft nimmt einen ganz besonderen, verheißungsvollen, Duft an, und die Vögel wecken uns morgens mit ihrem aufgeregten Zwitschern. 

Die ersten Sonnenstrahlen im März erscheinen uns besonders intensiv, erwärmen unser Gemüt, und lassen jedem Menschen förmlich das Herz aufgehen.

Aktivierung Winter

Wie sich der Frühling auf den menschlichen Organismus auswirkt - Licht, Luft und Farben

Im Frühling herrschen besonders positiv wirkende Lichtverhältnisse. So wirken unter der intensiven Frühjahressonne 10.000 bis etwa 100.000 Lux auf den menschlichen Körper ein, wobei eine gute Zimmerbeleuchtung auf einen Wert von etwa 500 Lux kommt. Hinzu kommt, dass die Sonne schrittweise eher aufgeht, es heller wird, und länger am Tag hell bleibt. Demnach haben wir über den Tag verteilt mehr und länger Licht zur Verfügung.

Der Mensch ist als Teil der Natur mit den natürlich vorgegeben Rhythmen jener verknüpft und wird auf besondere Weise von ihnen beeinflusst. Das Gefühl, welches uns Menschen in den Frühlingsmonaten und mit den ersten Sonnenstrahlen so befreit und leichtfüßig werden lässt, ist zum großen Teil in unserer hormonellen Situation begründet. Denn die verbesserten Lichtverhältnisse, mit dem vermehrten und intensiveren Sonnenschein, sind maßgeblich an der Ausschüttung von Serotonin beteiligt, welches als „Glückshormon“ im Volksmund bekannt ist. Serotonin als Botenstoff, oder auch Neurotransmitter, welcher im Nervensystem wichtige Informationen weiterleitet, lässt uns wacher, aufmerksamer, und aktiver werden. Zudem hat Serotonin einen maßgeblichen Einfluss auf die menschliche Psyche und wirkt sich hier ausgleichend aus, verbessert also die Laune eines Menschen. Serotonin fungiert im menschlichen Körper als „Seelenfutter“. Zu finden ist Serotonin außerdem in den Thrombozyten, den Blutplättchen, sowie in speziellen Zellen unseres Magen – Darm – Traktes und sorgt dort für eine gesunde Funktionsweise.

Die Volksweisheit, dass Schokolade glücklich macht hat hier ihren Hintergrund. Zwar enthält Schokolade kein reines Serotonin, dennoch begünstigt der, in der Schokolade enthaltene, Stoff Tryptophan die Ausschüttung dieses Glückshormons. 

Der Genuss und die Lust auf schokoladige Genussmittel während der trüben und kalten Wintermonate hat also seine Berechtigung. Allerdings hält sich das, aufgrund des geringen Vorkommens von Tryptophan in der Schokolade, in Grenzen. Generell gilt aber hierbei: je dunkler die Schokolade, um so mehr Tryptophan ist in ihr enthalten, macht also mehr glücklich. 

Aufgrund des hohen Kaloriengehaltes schokoladiger Genüsse ist es allerdings ratsamer sich an der frischen Luft und bei natürlichen Lichtverhältnissen zu bewegen und viel frische Kost zu sich zu nehmen, denn auch Gemüse kann den Serotoninspiegel durchaus positiv beeinflussen.

Auch die Ausschüttung eines weiteren Botenstoffes im menschlichen Organismus, des Dopamin, wird durch die verbesserten Lichtverhältnisse und intensiven Sonneneinstrahlungen während des Frühlings begünstigt. Das Dopamin ist nicht nur für die Aktivität der Nervenzellen und deren Informationsaustausch zuständig, auch löst es positive Emotionen im Körper aus. 

So steigt das Gefühl etwas geleistet zu haben, was mit dem sogenannten Belohnungssystem in Verbindung zu bringen ist. Dieses Gefühl der Zufriedenheit breitet sich während, und insbesondere nach sportlicher Betätigung, wie etwa dem Ausdauer-laufen, aus. 

 

Eifrige Sportler haben diesen Mechanismus für sich entdeckt und lieben gelernt, was ein regelmäßiges und intensives Training überhaupt erst ermöglicht. Dopamin dient dem Körper und der Seele als „Treibstoff“. Zudem gilt ein ausgeglichener Dopaminhaushalt möglicherweise als eine Art Vorsorge gegen die Nervenerkrankung Parkinson.

Auch die neuen, frischen, und lang vermissten, Gerüche, etwa nach Erde, Laub und Moose, später dann das Aroma der auf-blühenden Knospen, kitzeln die Sinne der Menschen, und lassen diese erwachen. Wenn wir in der Natur oder am offenen Fenster diese Gerüche über die Luft wahrnehmen, dann stimulieren sie die Psyche zusätzlich und signalisieren, dass es jetzt Frühling wird und wir wieder Lust bekommen uns mehr zu bewegen und aktiver zu sein. Die Luft ist im Frühling, aufgrund der veränderten meteorologischen Druckverhältnisse, frischer und erwärmt sich durch die intensive Sonneneinstrahlung. Wir wachen förmlich aus einer Ruhephase auf, atmen wieder tief durch, und werden wacher, aktiver, und kreativ.

Auch das Gehirn wird durch das Er-spüren von Düften nachhaltig trainiert. Dem Bochumer Duftexperten Hanns Hatt nach ist das Er-spüren von Düften und Gerüchen aller Art, ob nun angenehm oder nicht, für die Fitness des menschlichen Gehirns besser als Kreuzworträtsel zu lösen. Zu jedem Duft wird im Gehirn ein Speicher angelegt, in welchem sich die Analysen des Aromas und, die dabei erlebten Emotionen und Bilder, befinden. Diese sind dann für den Menschen jederzeit, bei einer erneuten Begegnung mit diesem speziellen Duft, abrufbar. Bedingt durch die persönlichen Verknüpfungen der Gerüche mit Bildern und Gefühlen im Gehirn entstehen bei Menschen ihre individuellen Erinnerungen.

Die natürlichen Farben des Frühlings verfehlen ebenfalls ihre Wirkung auf die Psyche des Winter – geplagten Menschen nicht. Neben dem vorherrschenden frischen Grün, welches sich jetzt an allen Gewächsen ausbildet, sind es auch die zarten Pastelltöne von Gelb, Weiß und Rosa, welche die optischen Sinne stimulieren und eine emotionale Leichtigkeit vermitteln. Dabei regen die Farben ganz gezielt die menschliche Psyche an. 

Gerade das zarte, noch junge und unverfälschte, Grün des Frühlings harmonisiert die Seele, vermittelt Hoffnung und beruhigt uns. Es macht sich das Gefühl der Gelassenheit, und einer Sicherheit, „dass alles gut werden wird“, breit. Wir verspüren mehr Elan und Kreativität, die wir in den folgenden Wochen und Monaten auch gern umsetzen. 

 

Frühlingsduft fördert köerperliche Aktivierung

Das zarte Rosa der ersten Blüten der Frühblüher verbreitet Leichtigkeit, Sanftheit, und öffnet die Wahrnehmung für die ersten Düfte des Frühlings. Gelb, als Assoziationsfarbe zur Sonne lässt uns Wärme spüren und öffnet die Wahrnehmung, muntert auf, und belebt nicht nur die Seele, auch die Durchblutung wird durch das Wärmegefühl angeregt. Die weiße Farbe der sich entwickelnden Blüten, wie beispielsweise am Baum der Kirsche, wirken rein, einfach, sachlich – klar, ehrlich, und von Unschuld geprägt.

Die Natur kommt in Bewegung – bewegen wir uns auch

Der Drang der körperlichen Aktivierung im Frühling ist naturgemäß und tief in uns verankert. Er erwacht parallel mit der Natur und lässt auch uns Menschen regelrecht auf – und er – blühen. Diesem Reiz und dem Wunsch nach Bewegung sollten wir natürlich auch nachgeben. Nun ist das nach einem langen, und meist inaktiven, Winter nicht ganz so leicht. Deshalb ist unbedingt zu beachten allmählich und langsam mit fließenden Bewegungen zu beginnen. Meist ist der Osterspaziergang oder der österliche Fahrradausflug mit der Familie die erste körperliche Aktivität des Jahres. Aber auch nicht so mobile Menschen profitieren ganzheitlich von dem aufkommenden Bewegungsdrang.

Je nach Fitnesstand und körperlicher Verfassung reicht die Vielfalt der Übungen von jenen, die im Sitzen, deshalb vorwiegend mit dem Oberkörper, durchgeführt werden, bis zu denen, die im Garten oder in der Wohnung im Stand auf der Stelle möglich sind. Bewegungsabläufe im Sitzen sind für Menschen besonders geeignet, die sich noch etwas schwach und unsicher fühlen. Hier sollte ein Training der Arme im Vordergrund stehen, welches aus Kreisen, dem Heben und Senken, in steigendem Tempo besteht. Auch die Beine können sich dem Kreisen der Arme anschließen und so parallel aktiviert werden. Es ist zu empfehlen währenddessen die Fenster für eine ausreichende Frischluftzufuhr zu öffnen. Vorsorglich ist darauf zu achten, dass der Stuhl, auf welchem geübt wird, einen sicheren Stand hat. Gegebenenfalls sollte eine zweite Person zur Unterstützung an den Übungen teilnehmen und diese begleiten.

Wer schon etwas wacher ist, sich fit fühlt, und keine schwerwiegenden körperlichen Einschränkungen hat, der kann die Bewegungen in der Vertikalen ausüben und abwechselnd stehen oder in die Hocke gehen. Diese Bewegungen können auch gut im Hof, im Garten, oder auch auf dem Balkon, an der frischen Luft geübt werden. 

Auf diese Weise kann sich der Organismus sehr gut an die Außentemperaturen gewöhnen, die ab nun immer stabiler und wärmer werden. Wunderbar weich fließende Bewegungen, die dazu auch noch äußerst Gelenk – schonend sind, bietet uns Menschen das Yoga. 

Es beinhaltet Übungen für jede Altersklasse, für Einsteiger und Fortgeschrittene. Auch körperlich eingeschränkte Personen, können hier ihre Lieblingsübung zum Training des Körpers und dem Ausgleich der Seele finden.

 Im Mittelpunkt der yogischen Übungen steht stets die Atmung, mit welcher alle Organe gut versorgt werden und die Durchblutung gefördert wird. 

All diese vorgeschlagenen Übungen lassen sich beliebig, nach Lust und Laune, kombinieren und dienen der allgemeinen Kräftigung des Organismus, der Anregung des Kreislaufs, sowie der Durchblutung. Auch tut es jedem gut nach einem langen Winter wieder einmal tief durchzuatmen und den Kopf frei zu bekommen. Der Beginn des Trainings ist ganz variabel zu gestalten, kann aber bereits nach Silvester erfolgen und sich bis zum Pfingstfest hinziehen.

Nach dem Wiedereinstieg raus in die weite Natur

Nach der Aktivierungs- und Aufwärmphase ist der Körper nun wieder gelenkiger und gefestigt. Mit einer wetter gerechten Kleidung, die den Organismus bei der Gewöhnung an die, noch recht frischen, Außentemperaturen unterstützt, können wir uns nun in den Frühling begeben und ihn in all seinen Facetten genießen. Besondere Beachtung gilt dem Schuhwerk, welches fest und gut passend sein sollte, denn Reibungen und Blasen an den Füßen würden sich auf den Trainingseffekt rückschrittlich auswirken. Auch sollte immer eine Mütze und eine Trinkflasche mit einem erfrischenden Getränk mit dabei sein. Der Frühlingsausflug sollte nicht lange nach einer Mahlzeit begonnen werden, damit unterwegs kein Hungergefühl aufkommt und die Kräfte schwinden. Oder aber es ist eine kleine Zwischenmahlzeit dabei, die sich schnell und leicht verzehren lässt. Auch eine kleine Decke ist sinnvoll, wenn es einmal zu einer Pause kommen sollte, denn die Bänke sind um diese Jahreszeit kalt, weil die Nachttemperaturen oft noch tief runter gehen. Um diese ganzen Utensilien bei sich zu haben empfiehlt sich ein kleiner Rucksack, damit die Hände frei bleiben und das Gewicht gut verteilt ist.

Sollte noch vereinzelt Schnee liegen oder die Sonne sehr intensiv scheinen, wie für das Frühjahr üblich, dann ist unbedingt auf einen Sonnenschutz für die Haut zu achten. Der Schnee reflektiert die Sonnenstrahlen sehr intensiv, was bereits einen Sonnenbrand auslösen kann. 

Auch die Augen benötigen jetzt schon Schutz, weshalb eine angepasste Sonnenbrille ratsam ist. Generell aber ist der Frühling eine gute Jahreszeit ins Freie zu gehen, denn die Wege sind für Senioren nun wieder Schnee – und Eisfrei, womit die Sturz – und Verletzungsgefahr sinkt.

Spaziergänge sind der beste Einstieg in ein körperlich aktives und psychisch ausgeglichenes Jahr. Denn diese lassen sich in ihrer Intensität und Länge steigern, und können schnell den Charakter einer Wanderung gewinnen.

Auch wenn wir uns einmal nicht ganz zu fühlen, oder nicht besonders gut zu Fuß sind, sollten die tägliche Bewegung unbedingt beibehalten werden. Ausnahmen stellen hier natürlich akute Erkrankungen und das Bedenken, oder gar Verbot, des Arztes dar. 

Sollte das Wohlbefinden es zulassen, dann können auch, entweder wieder im Garten oder in einem nahegelegenen Park, leichte Übungen durchgeführt werden.

Mit einem kleinen bis mittelgroßen Ball, welcher vom Gewicht der Statur der betreffenden Person angepasst sein soll, können effektive Bewegungen über dem Kopf und rechts und links der eigenen Körpermitte geübt werden. Diese können entweder im Stehen oder im Sitzen, wenn es die Beweglichkeit zulässt auch auf dem Boden, durchgeführt werden. Auf diese Weise sind die Übungen flexibel, können je nach Bedarf variiert werden, und halten die Beweglichkeit am Laufen. Sie machen Spaß, halten die Gelenke auf schonende Weise fit, und stärken das Herz – Kreislauf – System, dem Motor unseres Organismus.

Eine weitere schonende Möglichkeit des sanften, und dennoch effektiven Bewegungssports, ist Nordic Walking, was sich zunehmender Beliebtheit erfreut, weil die Walkingstöcke gerade älteren Personen einen zusätzlichen Halt vermitteln. Mit Hilfe dieser Stöcke lassen sich weit größere Strecken bewältigen, als es ohne dies der Fall wäre. So haben sie den einst verbreiteten Spazierstock abgelöst.

Es muss aber nicht zwangsläufig eine ausgewiesene Sportart sein, welche uns in den Frühling starten lässt, den Organismus kräftigt und fit macht. Auch das beliebte Gärtnern bietet vielfältige Bewegungsmöglichkeiten an der frischen Luft. Durch die Bewegungen der Arme hält auch dies die Gelenke geschmeidig und trainiert den Blutdruck, der aktiviert wird und die Tatkraft stärkt.

Durch die stete Weiterentwicklung der Geräte ist es heute möglich diese Therapie auch zu Hause durchzuführen. Anders als bei den Verbänden und Strümpfen wird diese moderne Form der Kompressionstherapie gemäß der Verordnung des Arztes nur zeitweise angewandt, womit die Kompression nicht mehr den ganzen Tag über zum Einsatz kommen muss.

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Text:

Juliane Jacke-Gerlitz/examn. Krankenschwester

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