Ein Dekubitus (umgangssprachlich „Druckgeschwür“) entsteht, wenn anhaltender Druck die Haut und das darunterliegende Gewebe nicht mehr ausreichend durchblutet.
Bei immobilen Menschen reichen schon zwei Stunden unveränderte Liege- oder Sitzposition, um erste Rötungen zu provozieren; bleibt der Druck bestehen, kann sich innerhalb weniger Tage ein tiefes Ulkus bis auf die Knochen entwickeln.
Ein Dekubitus bedeutet für die Betroffenen nicht nur Schmerzen und Infektionsrisiken, sondern auch erhebliche Folgekosten und langwierige Klinikaufenthalte.
Die Dekubitusvorsorge ist daher unerlässlich, denn jede investierte Minute zahlt sich in Form von höherer Lebensqualität, mehr Mobilität und niedrigeren Behandlungskosten aus!
Den größten Schutz bietet ein klar strukturierter Lagerungsplan. Er gibt an, wann Rücken-, Seiten- und 30-Grad-Schräglage einander abwechseln, damit niemals dieselbe Körperstelle zu lange belastet wird. Als Grundregel gelten zwei Stunden im Bett und zwanzig Minuten im Rollstuhl, doch Faktoren wie Kreislauf, Hautzustand oder auch Schlafqualität können häufigere Positionswechsel erfordern.
Wichtig zu wissen: Neben kompletten Lageänderungen wirken bereits kleine Mikrobewegungen Wunder. Das kurze Anheben der Fersen, ein sanftes Beckenkippen oder das Zurückrollen der Schultern fördern die Durchblutung und entlasten das Gewebe.
Unser Tipp aus der Praxis: Ein gut sichtbarer Plan am Bett- oder Rollstuhlrand erinnert alle Pflegepersonen an den nächsten Wechsel – so wird Zufallspflege zur festen Routine.
Moderne Hilfsmittel sind unverzichtbar in der Dekubitusvorsorge.
Unser Tipp aus der Praxis: Alle Hilfsmittel sollten halbjährlich auf Formverlust, Undichtigkeiten oder Verhärtungen geprüft werden – nur intakte Produkte schützen wirklich zuverlässig.
Selbst der beste Lagerungsplan verpufft, wenn die Hautbarriere geschwächt ist.
Eine schonende Reinigung mit pH-neutralen Waschlotionen, lauwarmem Wasser und weichen Einmalwaschhandschuhen erhält den natürlichen Säuremantel. Anschließend sorgt eine rückfettende Lotion für Geschmeidigkeit und Elastizität.
Besonders wichtig ist das Prüfen der Haut bei jedem Positionswechsel. Blasst eine Rötung nach leichtem Fingerdruck nicht ab, droht eine Durchblutungsstörung – sofortige Entlastung und engmaschige Beobachtung sind dann Pflicht.
Auch auf faltenfreie, atmungsaktive Kleidung und Bettwäsche ohne dicke Nähte oder Knöpfe, sollte geachtet werden, da Reibung und Hitze Hautschäden begünstigen.
In der Heizperiode kann ein Luftbefeuchter helfen, das Raumklima hautfreundlich zu halten.
Gut genährte Haut ist widerstandsfähiger für äußere Einflüsse. Proteine liefern das Baumaterial für Zellen, während Zink, Kupfer und die Vitamine C und E die Wundheilung unterstützen.
Wer schlecht isst oder untergewichtig ist, profitiert von energie- und eiweißangereicherten Snacks oder bilanzierter Trinknahrung.
Ebenso wichtig ist eine tägliche Trinkmenge von rund zwei Litern, verteilt auf kleine Portionen. Aromatisiertes Wasser, Kräutertees oder Fruchtschorlen motivieren zum häufigen Trinken, smarte Becher erinnern mit Licht- oder Tonsignal an den nächsten Schluck. Gut hydratisiertes Gewebe bleibt elastisch, lässt sich leichter umlagern und erholt sich schneller von Druckbelastungen.
Welche weiteren Ernährungstricks die Haut- und Gewebestabilität fördern und warum eine angepasste Flüssigkeitszufuhr im Alter unverzichtbar ist, lesen Sie in unserem Beitrag „Ernährung im Alter: Wichtige Tipps für Gesundheit und Wohlbefinden“.
Ein digitales Pflegetagebuch – App, Tablet oder Online-Tool – macht Lagerungszeiten, Hautbefunde, Trinkmengen und Hilfsmittel-Checks für alle Beteiligten einsehbar. So behalten Angehörige, Hausärzte und Pflegedienst den Überblick und können den Plan bei Bedarf sofort anpassen.
Einen besonders nützlichen Rahmen bietet hier der gesetzlich geregelte Beratungsbesuch nach § 37 Abs. 3 SGB XI. Pflegebedürftige, die zuhause durch Angehörige versorgt werden und dafür Pflegegeld beziehen, müssen (Pflegegrad 2 und 3) bzw. dürfen freiwillig (Pflegegrad 1) halbjährlich, und müssen bei schwereren Pflegegraden 4 und 5 vierteljährlich, einen solchen Termin wahrnehmen. Eine examinierte Pflegefachkraft kommt ins Haus,
kontrolliert gemeinsam mit den Angehörigen Lagerung, Hautpflege und Hilfsmittel,
zeigt schonende Transfer- und Umlagerungstechniken,
beantwortet Fragen zu Wund- und Schmerzmanagement oder Ernährung und
dokumentiert den Besuch anschließend für die Pflegekasse.
Wichtig: Der Besuch ist für die Familie kostenfrei – die Pflegekasse rechnet direkt mit der Fachkraft ab. Versäumt man die Pflichttermine, kann die Kasse das Pflegegeld kürzen oder streichen. Wer die Chance aktiv nutzt, erhält jedoch praktischen Unterricht am eigenen Bett und wertvolle Tipps aus erster Hand, um Dekubitus vorzubeugen.
So wird aus einer gesetzlichen Vorgabe ein echter Qualitäts- und Sicherheitspuffer im häuslichen Pflegealltag.
Sie möchten wissen, welche Lagerungshilfen und Pflegehilfsmittel für Ihre Situation geeignet sind oder wie Sie den kostenlosen Beratungsbesuch nach § 37 Abs. 3 SGB XI beantragen?
Melden Sie sich gerne direkt persönlich bei uns. Wir unterstützen Sie dabei, Dekubitus wirksam vorzubeugen, individuelle Lagerungspläne zu erstellen und Ihren Pflegealltag spürbar zu erleichtern.